Sich in der Werbebranche einen Namen zu machen ist schwer – und als weibliche Führungskraft ist es oft noch schwieriger an die Spitze zu kommen. Man braucht Branchenkenntnis, Ausdauer, die Bereitschaft zu lernen und ein Gespür für das, was die potentielle Kundschaft zum Handeln bewegt.
Zu Ehren des Internationalen Frauentages am 8. März haben wir uns mit weiblichen Führungskräften von der Styria Digital One und Financial Times getroffen, um mit ihnen über ihre Karriere zu sprechen. Außerdem fragten wir nach Tipps und Ratschlägen für junge Frauen, die am Anfang ihrer Karriere stehen.
Xenia Daum, Geschäftsführerin, Styria Digital One
Erster Job:
„Im Forschungsbereich an der Universität Graz. Ich habe ursprünglich ein naturwissenschaftliches Studium abgeschlossen und bin später als Quereinsteigerin in die Medien-/Werbebranche gewechselt.”
Vorbild:
„Ich habe viele Vorbilder, keine allumfassenden, aber es gibt viele Menschen, die in ihren spezifischen Nischen erfolgreich sind und mir als Anregung dienen.”
Motivation:
„Mir ist wichtig, dass mir meine Aufgaben Spaß machen und dass ich gestalten kann.”
Ratschläge an Ihr 18-jähriges Selbst:
„Mir hat im Laufe meiner Ausbildung und Karriere immer das Motto geholfen: ‘Da wo die Leidenschaft liegt, ist man besonders gut.’ So habe ich das auch gemacht, beginnend im Studium und später im Beruf. Was mir besonders zugesagt hat, habe ich angepackt, auch wenn das nicht unbedingt einem klassischen Karriereplan entsprochen hat. Ändern würde ich nichts, schließlich waren die guten wie auch die schlechten Entscheidungen ausschlaggebend dafür, dass ich jetzt einer so tollen Aufgabe nachgehen kann. Was ich allerdings erst lernen musste, war mein Bauchgefühl bei Entscheidungen nicht zu ignorieren. Melden sich hier Zweifel, dann gehe ich denen nun konsequent nach, das hilft sehr.”
Wie haben Sie es geschafft als Frau in eine Führungsposition zu kommen?
„Meine Bestellung zur Geschäftsführerin der styria digital one resultiert aus langjähriger Zusammenarbeit und entsprechendem Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde und wird. In der Styria Media Group, unserem Mutterkonzern, ist es nicht unüblich, dass Frauen Führungspositionen besetzen. Vor 15 Jahren, bei meiner ersten Bestellung in eine Geschäftsführungsposition, gab es allerdings noch wesentlich mehr skeptische Kommentare, da wurde ich noch als „blonde BWL-Tussi“ bezeichnet (wobei ich weder blond bin, noch BWL studiert habe).”
Wie schaffen Sie es Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen?
„Work-Life-Balance ist ein ganz wichtiges Thema im Berufsalltag. Noch Ende der 1990er-Jahre waren viele Überstunden ausschlaggebend für das berufliche Standing innerhalb einer Abteilung. Nur wer auch am Wochenende seinen Vorgesetzten und Kollegen gezeigt hat, wie intensiv er arbeitet, war anerkannt. Heute ist es fast umgekehrt. Zeitmanagement und effizientes Arbeiten zählen ebenso zu Topmanagement-Fähigkeiten wie entsprechendes Fachwissen und soziale Kompetenz. Macht jemand viele Überstunden, so ist die jeweilige Führungsperson gefordert, korrigierend einzuwirken. Ich selbst nehme mich am Wochenende komplett aus dem Unternehmen raus – physisch wie gedanklich – und starte am Montag neu. Das hilft mir wesentlich Druck abzubauen und eine neue Sicht auf verschiedene Themen zu gewinnen.”
Können Sie uns ein Beispiel nennen, wo Ihr Einfluss ein echte Veränderung herbeigeführt hat?
„Wir haben in der styria digital one das Ad-Management ingesourct, ein eigenes Ad-Operations-Team aufgebaut und servicieren hier nun hochkompetent unsere eigenen Marken in der Styria Media Group sowie externe Kunden. Obwohl mir immer wieder von vielen Kollegen gesagt wurde, dass dieses Projekt scheitern würde, haben wir mit einer sorgfältig ausgesuchten Software, gut strukturierten Prozessen und einem top motivierten Team eine der führenden Ad-Operation-Units Österreichs aufgebaut, deren Expertise bei vielen Partnern und Kunden geschätzt wird. Darauf bin ich sehr stolz.”
Lucy Marchington, Head of Audience Marketing, Financial Times
Lucy ist stolz auf das, was sie im Laufe ihrer Karriere erreicht hat und weiß zu schätzen, dass sie ohne hilfsbereite Menschen an ihrer Seite nicht dort stände, wo sie heute ist.
Erster Job:
Kellnerin in einem Pub
Vorbild:
Verschiedene Menschen – abhängig vom jeweiligen Projekt.
Motivation:
„Gemeinschaftssinn und Vertrauen in das Unternehmen und die Menschen, für die ich arbeite.“
Größte Errungenschaft:
Hat innerhalb kurzer Zeit ein Team von fünf Personen in der FT Werbeabteilung aufgebaut. Die Arbeit, die das Team leistet ist von zentraler Bedeutung für das Wachstum des Unternehmens.
Ratschläge an Ihr 18-jähriges Selbst:
„Setze dich nicht zu sehr unter Druck und feiere nicht zu hart.“
Wie haben Sie es geschafft als Frau in eine Führungsposition zu kommen?
„Ehrlich gesagt war es wahrscheinlich eher Zufall. Entweder das oder eine Kombination aus harter Arbeit, inspirierenden Vorgesetzten und stetigen Entwicklungschancen.“
Wie schaffen Sie es Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen?
„Ein wichtiges Thema. Ich tendiere zu Zyklen. Wenn ich aus einem Urlaub zurückkomme, bin ich wirklich streng mit mir – ich verlasse das Büro zu einer vernünftigen Zeit und überprüfe E-Mails am Abend nicht mehr. Aber mit der Zeit schlüpfe ich wieder in schlechte Angewohnheiten, bleibe länger im Büro etc. Dann weiß ich es ist Zeit den nächsten Urlaub zu planen.“
Können Sie uns ein Beispiel nennen, wo Ihr Einfluss ein echte Veränderung herbeigeführt hat?
„Als ich im digitalen Marketing anfing waren Seitenaufrufe der einzig relevante Erfolgsmesswert dem Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Daten und Analysen wurden mit der Zeit ausgefeilter und man verstand, dass Seitenaufrufe nur Halbwahrheiten, die Messwerte wie Relevanz oder User-Engagement komplett außen vor lassen. In den ersten Jahren meiner FT-Karriere ging es also darum Stakeholder und Kunden über die Bedeutung von Qualität gegenüber Quantität zu informieren.“
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Herausforderung für Frauen in Führungspositionen im Jahr 2018?
„Ich denke, dass einem auch im Jahre 2018 noch immer Voreingenommenheit entgegenweht – bewusst oder unbewusst. Die Frage, die man sich selber stellen muss ist, wie gehe ich damit um? Das Thema „Kind“ ist natürlich auch weiterhin sehr relevant. Für Frauen ist es noch immer schwierig, eine längere Auszeit zu nehmen, ohne dass dies die Karriere beeinträchtigt.“